Ausstellung Neue . Skulptur . Weimar . 2018
Openairausstellung im Landgut Holzdorf bei Weimar (mit Galerie Profil)
Bronzeskulpturen von Beate Debus (zusammen mit Thomas Röthel, Stahlskulpturen)
im Sommer 2018 zeigte die Biennale „Neue . Skulptur . Weimar“ wieder Exponate in der Weimarer Innenstadt und im Park des Landgutes Holzdorf. Die Galeristin der Galerie Profil Elke Gatz-Hengst als Initiatorin und Kuratorin dieser Ausstellungsreihe hilft in Zusammenarbeit mit der Diakonie Landgut Holzdorf damit zum dritten Mal, das geschichtsträchtige Anwesen am südlichen Stadtrand Weimars wieder mehr ins Bewusstsein zurück zu rufen. Unterstützt wurde das Projekt von der Stadt Weimar und verschiedenen Sponsoren. Wo in Holzdorf in den 1920/30er Jahren ein Skulpturengarten mit Werken so bedeutender Künstler wie Rodin und Maillol angelegt war, treten in der Ausstellungsreihe „Neue . Skulptur . Weimar“ jeweils andere, zeitgenössische Plastiken auf den zum Teil noch original erhaltenen Sockeln mit ihren berühmten Vorbildern in einen imaginären Dialog.
In Fortsetzung der jährlichen Ausstellungsreihe „Skulptur . Weimar“, mit der die Galerie Profil bereits seit 1999 interessante zeitgenössische Künstler vorgestellt hatte, waren ab 1. Juli 2018 im Stadtgebiet und im Landgut Skulpturen der beiden international renommierten Bildhauer Beate Debus und Thomas Röthel zu sehen. In Ergänzung zur Ausstellung im öffentlichen Raum zeigte die Galerie ab 30. Juni in ihren Räumen in der Geleitstraße Kleinplastiken und Papierarbeiten beider Künstler.
In der Arbeit der Holzbildhauerin Beate Debus spielt das In-Beziehung-Setzen zweier polarer Kräfte eine zentrale Rolle. Die lange Werkreihe der mit „Tanz“ überschriebenen Skulpturen (Goetheplatz, Schillerstraße und Holzdorfer Park) zeigt jeweils eine schwarz-weiße Doppelfigur, die uns je unterschiedliche basale Verhaltensmuster menschlicher Begegnung vor Augen führen. Dargestellt als Bewegung im Raum, als Durchdringung und raumgreifende Schrittfolge begegnen uns hier grundlegende Dispositionen der sozialen Interaktion: Festhalten und Fliehen, Haltsuchen und Stützen, Fallen und Auffangen, Beugen und Aufrichten, Schützen und Preisgeben, Standhalten und Nachgeben. Die beiden entgegengesetzten Pole des Beziehungspaares sind, obwohl die Skulpturen immer aus einem einzigen Baumstamm mit der Kettensäge herausgesägt werden, durch Abflämmen bzw. Einschlämmen der Skulpturenteile in ihrer Komplementarität farblich kenntlich gemacht: in schwarz und weiß, für den Außenraum als Metallarbeit dann in schwarz und bronzefarben. So werden die „Tänze“ als Bewegung zweier Körper lesbar, die zusammen- oder einander entgegenwirken, sich umschlingen oder aneinander vorbei existieren. In jedem Fall balancieren in diesen Skulpturen polare Kräfte einander aus…
Neben der Werkreihe der „Tänze“ und anderer aufrechter, schreitender, sich beugender, sich streckender Paarfiguren schuf und schafft Beate Debus auch eine ständig erweiterte Werkreihe zum Thema Kopf. Konzentrieren sich die Paarfiguren ganz auf die Gliedmaßen der interagierenden Körper, wird in der Reihe der „Köpfe“ (auf den Sockeln im Holzdorfer Park) dem Körperteil nachgespürt, welches Ursprung und Impulsgeber all der künstlerisch reflektierten Bewegungen ist. In rundgewölbten Stirnen, geöffneten Schädeln, vor allem aber in verschobenen, maskierten oder hervorgehobenen Augenpartien wird der Kopf ebenfalls als Raum und die psychische Erregung als Bewegung in diesem Raum und Movens jeder körperlichen Aktion deutlich gemacht. Die Dichotomien der sozialen Interaktion, das zeigt die Reihe der „Köpfe“, gründen in charakterlichen Eigenheiten und individuellen psychischen Vorgängen. Die widerstreitenden Kräfte, die die Paarfiguren vorführen, können zudem auch in einem einzigen Menschen gegeneinander arbeiten und das Leben zum Drama machen. In der Überzeichnung mimischer Vorgänge schaffen die „Köpfe“ den Spagat zwischen höchst individueller Form und überindividueller, typisierender Gestaltung.
Dr. Cornelie Becker-Lamers, Weimar, Pressetext zur Biennale „Neue . Skulptur . Weimar . 2018“
Fotos: Manuela Hahnebach, Andreas Kuhrt