Holzskulpturen
Es sind figürliche Darstellungen, stark reduziert. Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche. „Es geht immer um Bewegung, um Tanz, aber auch um Stille und Innehalten“, sagt Beate Debus. Polarisierung spielt dabei eine große Rolle, egal ob in einer Doppelfigur oder einer einzelnen. Es sind schwingende Darstellungen ins Innere des Körpers und ins Äußere des Raums. „Sie kommen vom Inneren des Körpers und sprengen den Raum, auch die Zeichnungen sprengen den Rahmen.“ Die Polarisierung wird durch den Kontrast von Hell und Dunkel noch verstärkt.
Beate Debus ist seit 1980 als Holzbildhauerin selbständig und hat ihr Schaffen schon immer in den Dienst der Darstellung der menschlichen Figur gestellt: zunächst in figürlichen Skulpturen vor allem des weiblichen Körpers oder mimisch ausdrucksstarker Büsten. Zu Beginn der 90er Jahre wandte sie sich von der figürlichen Darstellung ab und abstrahierte die dann lange Jahre vorherrschenden Paardarstellungen zu den „Tanz“figuren, die völlig entindividualisiert erscheinen: Der Kopf fehlt, es bleibt nur ein Treffpunkt aufstrebender Linien, ein Scheitelpunkt, an dem die Gliedmaßen der Figuren zusammenlaufen. Ganz zentral und „typisch Debus“ wird in dieser Schaffensphase die Zweifarbigkeit der Skulpturen. Die Gestalten werden mittels Flämmen des Holzes zunächst geschwärzt und hernach die hellen Teile wieder abgeschliffen und mit Schlämmkreide geweißt. Warum ist das so zentral? Nun, es geht eben nicht mehr – wie in der älteren figürlichen Darstellung – um die Abbildung eines individuellen Charakters, sondern um die Darstellbarkeit von Bewegung, von der räumlichen Interaktion zweier Körper. Ja, mehr noch: Es geht um die Darstellbarkeit von handlungsmotivierenden Gegensatzpaaren in einer einzigen Skulptur, also um die erwähnten, sich immer gegenseitig bedingenden Dichotomien von Beharren und Aufbruch, Festhalten und Bewegungsfreiheit, Überschwang und Balance. Nur die kontrastreiche Farbgebung ermöglicht es den Betrachtenden, die Arbeiten optisch zu gliedern, die Zweiteilung zu erkennen und die ineinander verschlungenen Figurenteile richtig zuzuordnen.
Dr. Cornelie Becker-Lamers, aus der Rede zur Ausstellungseröffnung „Beate Debus. Skulptur Relief Zeichnung“ in der Galerie Profil Weimar 2014
Tanz – Balance – Statik – Dynamik
Im Gesamtwerk Beate Debus reihen sich die Skulpturen des Tanzes in einen Prozess der Dynamisierung der per se statischen bildhauerischen Form ein. Dominiert in früheren Arbeiten das Zuständliche, in sich Ruhende, so rückt mehr und mehr das aus der Balance kommende bzw. um Balance ringende Moment in den Mittelpunkt von Beate Debus Schaffen.
Susanne Ortmann, aus dem Katatalogtext „Aus der Zeit gefallen“ 2017, Katalog „Beate Debus – Werke 2003-2016“, Städtische galerie ada Meiningen, DIE GALERIE Frankfurt/Main